Jim Rakete hat sich schon immer für Menschen interessiert, die etwas bewegen — ob in der Politik, auf der Bühne, in den Medien oder in der Kunstszene. Schauplatz ist im wesentlichen Berlin, und sein Spektrum reicht von der Bundeskanzlerin über Kulturschaffende jeder Couleur bis zum Boxweltmeister. Wir sehen uns lauter»vertrauten Fremden»gegenüber, deren Namen jeder kennt, die uns hier aber näher zu kommen scheinen, als ihr öffentliches Bild, ihr Image, es jemals erlauben würde. Das Geheimnis dieser ungewohnten Nähe liegt in Jim Raketes Art zu photographieren. Da es ihm um eine im doppelten Wortsinn ungeschminkte Wahrheit geht, hat er sich bei seinem jüngsten Projekt einer Technik bedient, die heute schon als exotisch gilt und bald nicht mehr praktizierbar sein wird: Die hier versammelten Portraits sind mit einer alten Plattenkamera aufgenommen, die viel Handarbeit, natürliches Licht und vom Modell vergleichsweise langes Stillhalten erfordert. Im»Glück des Verzichts»- auf das digitale Sofortbild, auf Manipulationen, Styling und Dynamik — liegt für ihn die Chance, den Augen-Blick zwischen Photograph und Modell zu verlängern, sich selbst und dem Portraitierten die Zeit zu geben, die man braucht, um die Zeit anzuhalten: eine Achtelsekunde. Die meisten der hier versammelten Aufnahmen — darunter auch Landschaften, Impressionen, verschwindende Orte — entstanden während des Jahres 2007 im Vorfeld einer Werkausstellung von Jim Rakete bei Camera Work in Berlin.