Der Gott eines engagierten Lesens ist der Eros. Da überschneidet und scheidet sich männlich und weiblich und wird es, auch bei fortschreitender Gleicheit der Geschlechter tun. Da liegen die Unterschiede, die bleiben, wenn wir die unnötigen Unterschiede in der Erziehung der Geschlechter überwunden haben, was indessen noch lange dauern wird. Inzwischen müssen wir die Unterschiede besser kennenlernen, um ihnen in unserer Ästhetik gerecht zu werden. Frauen lesen anders. Der namensgebende Essay dieser Sammlung ist Programm: In elf Aufsätzen untersucht Ruth Klüger aus weiblichem Blickwinkel Goethe und Grimmelshausen, Kleist und Kästner, Stifter, Schnitzler und unseren Zeitgenossen Erich Hackl. Außerdem geht es ihr um das Frauenbild in der Unterhaltungsliteratur und die Schaffensbedingungen von Autorinnen. Die deutsche Literatur wird so in ein neues Licht gerückt.