In lapidarem Ton teilt der erste Satz der Erzählung das Ungeheuerlichemit: Gregor Samsa, ein gehetzter, die väterlichen Schulden abdienenderHandlungsreisender, stellt nach dem Erwachen fest, dass er sich über Nachtin ein monströses Insekt verwandelt hat. Groteskerweise scheint dies Samsa — der Gleichklang zu ist beabsichtigt — nicht zu erschrecken; die Metamorphose wird als gegeben hingenommen. In Panik versetzt Samsavielmehr, dass er den Dienst verschlafen hat, somit die Pflichten gegenüberden Eltern vernachlässigt und dieses von seinem Chef geahndetwerden wird. Von Schuldgefühlen geplagt, tritt Samsa vor seine Familieund den anwesenden Prokuristen, die der Anblick in Panik versetzt. Mitgefühlzeigt die Familie indessen keins: Der Vater treibt den Sohn brutal in seinZimmer; später verwundet er ihn schwer. Die Mutter fügt sich in den Willenihres autoritären Gatten. Die anfängliche Sorge der Schwester um den Bruderkehrt sich bald in Ekel. Abgeschnitten von aller Anteilnahme, vereinsamtund verwahrlost Samsa zusehends. Als er erfährt, dass der Vater heimlichein kleines Vermögen horten konnte, leugnet er, dass seine Opferbereitschaftfür die Familie, die sich rasch an die neue Lage gewöhnt, unnötig gewesenwar. Wie ein haben Familie und Firma Samsa jahrelang ausgebeutet; der Sohn ließ dies mit sich geschehen, um die eigene Existenz rechtfertigenzu können. Die ist folglich nur das konsequente Ende eineslange währenden Prozesses willig ertragener, permanenter Ausbeutung. Samsarevoltiert nicht gegen dieses Schicksal; er hat die Normen der Sklavenmoralvollständig verinnerlicht und beginnt sich als nutzlosen Parasiten zu betrachten: Pflichtbewusst bis in den Tod, will er der Familie nicht zur Last zu fallen, hungert sich zu Tode und wird wie Abfall entsorgt.